11.05.: Werden Tanzpaare im Karneval bezahlt?
Vor rund einem Monat haben wir bereits in unserer beliebten Rubrik "Koot un spack" darüber berichtet: Dem bisherigen Tanzpaar des Kölner Husaren-Korps, Tanja Schulz und Marco Schmitz, wurde eine "Entlohnung" pro Auftritt versprochen, wenn das Tanzpaar weiterhin für die rot-schwarzen Husaren tanzen würde. Nach der Session wurde dann jedoch die bisherige Marie, Tanja Schulz, durch die Ehefrau von Marco Schmitz, Katharina, ausgetauscht. Nun nehmen sich auch die Kollegen der Printmedien des Themas an - mit teilweise sehr überraschenden Aussagen!
In dem Vertrag, der uns in Kopie vorliegt, steht folgender Passus: "Für die Auftritte des KHK erhält das Tanzpaar rückwirkend ab der Session 2010/2011 eine Pauschale je Auftritt von Euro 100,00." Und weiter: "Aufgrund des Umzugs von Marco Schmitz in den Raum Aachen, werden die Proben nach dem Umzug ausnahmslos ab 2011 dort stattfinden. Tanja Schulz erhält als Fahrtkostenerstattung je Übungstag eine Pauschale von Euro 20,00. Der Nachweis ist quartalsweise entsprechend darzustellen." Geschlossen wurde dieser Vertrag zwischen dem damaligen Tanzpaar und dem Kölner Husaren-Korps von 1972 e. V. mit Geschäftsstellensitz in Bonn.
Nun heißt es aber in einem Bericht des Kollegen Norbert Ramme vom Kölner Stadt-Anzeiger in der heutigen Ausgabe, dass gar nicht das Kölner Husaren-Korps das Tanzpaar entlohnt, sondern einer der vier Senatoren der Gesellschaft würde das Tanzkorps als Privatmann sponsern. Der vorliegende Vertrag, der offenbar vom 1. Vorsitzenden des Kölner Husaren-Korps, dem Rechtsanwalt Dr. Bernd Lindemeyer, verfasst wurde (dessen Kanzleianschrift ist jedenfalls im Vertrag angegeben), gibt diese Interpretation aber beim besten Willen nicht her! Vertragspartner sind eindeutig das Tanzpaar und die Gesellschaft.
Der Pressesprecher des Kölner Husaren-Korps, Nik Siegenbruck, gibt sich in diesem Artikel - genauso wie im ein paar Tage vorher erschienenen Artikel der Kollegen der Kölnischen Rundschau - ahnungslos: "Ich wusste nicht, dass da Geld geflossen ist!", zitieren ihn beide Zeitungen. Freimütig erklärt Siegenbruck übereinstimmend in beiden Zeitungen weiter, dass von der üblichen Gage des Kölner Husaren-Korps von "400 bis 500 Euro" für einen Auftritt nach Abzug der Kosten "oft nichts übrig geblieben" wäre. Er geht daher davon aus, dass das Tanzpaar nicht aus der Gesellschaftskasse bezahlt würde.
Letztendlich ist es egal, wer das Tanzpaar bezahlt und ob man die finanzielle Entlohnung als Gage oder Aufwandsentschädigung deklariert - es gibt spätestens jetzt auf jeden Fall ein steuerliches Problem für alle Beteiligten! Durch die Öffentlichmachung des Vertrages durch die Medien ist nunmehr klar, dass Geld fliesst und auch bereits geflossen ist. Der Weg des Geldes ist dabei wichtig: Wenn der Sponsor dem Paar das Geld direkt in bar auszahlt, kann er seine Ausgabe nicht gegenüber dem Finanzamt steuerlich geltend machen. Spendet er das Geld zweckgebunden an den Verein und zahlt dieser das Geld an das Tanzpaar, könnte das Kölner Husaren-Korps erhebliche Probleme mit ihrer Gemeinnützigkeit bekommen - von Steuernachforderungen einmal abgesehen. Und wurde das Geld für die Session 2010/2011 gar ohne Beleg ausgezahlt (immerhin für Schulz und Schmitz jeweils 1.300 Euro, wie Marco Schmitz gegenüber dem Stadt-Anzeiger zugab), dürften sich die Finanzbehörden erst recht dafür interessieren (Stichwort: Steuerhinterziehung).
Aber in dem Artikel der Print-Kollegen gibt es noch weitere Ungereimtheiten: Marco Schmitz spricht immer von einer Doppelbelastung, denn neben dem Engagement beim Kölner Husaren-Korps tanzt er auch noch bei der K.G. Oecher Prente in einer Tanzgruppe. Die K.G. Oecher Prente betitelt Schmitz dabei immer als seinen "Zweitverein" - offenbar vergisst er dabei aber immer seinen Drittverein, denn er ist - wie eine Rückfrage bei der Gesellschaft ergab - auch weiterhin als Tanzoffizier bei der Ehrengarde in Bergisch-Gladbach aktiv! Das neben stehende Foto zeigt Schmitz mit seiner dortigen Tanzpartnerin, Diana Rappenhöner.
Marco Schmitz widerspricht in dem Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers auch direkt der offiziellen Pressemitteilung des Kölner Husaren-Korps! In der heißt es, dass Tanja Schulz "nach eigenen Angaben ihre Karriere beenden" wolle und man deshalb die Ehefrau von Marco Schmitz als neue Marie verpflichtet habe. Tanja Schulz jedoch bestreitet energisch, jemals davon gesprochen zu haben, ihre Karriere beenden zu wollen - und, wenn man die Aussage von Marco Schmitz liest, scheint die Aussage von Schulz eher der Wahrheit zu entsprechen: "Es gab Sachen, die mir nicht gepasst haben. Es hat nicht mehr funktioniert. Und dann war es schon mein Wunsch, mit meiner Ehefrau zu tanzen.", so Schmitz gegenüber dem Stadt-Anzeiger.
Das Ehepaar Schmitz erhält auf diese Art und Weise in der nächsten Session ein "Handgeld" von mindestens 2.400 Euro, denn das Korps hat bereits 24 feste Auftritte für die Session 2011/2012 im Terminplan stehen. Marco Schmitz argumentiert diese wie auch immer bezeichnete Entlohnung wie folgt: "Es ist mehr Arbeit, als nur auf der Bühne zu stehen. Hinzu kommen stets die Fahrten zu den Auftritten und zum Training.", so Schmitz. Dies ist natürlich vollkommen richtig - aber dies trifft auch auf alle anderen Tanzpaare der Korpsgesellschaften und natürlich auch auf die Tanzgruppen zu. Wenn man von der kostenfreien Gestellung von Uniformen, einem eventuell Zuschuß zum Wurfmaterial für den Rosenmontagszug und einem Strauß Blumen für die Tanzmariechen einmal absieht, erhält von den großen bekannten Gruppen und Traditionskorps niemand eine "Entlohnung"!
Auch wenn die Pressesprecherin des Festkomitee Kölner Karneval, Sigrid Krebs, im Artikel des Stadt-Anzeigers anderslautend zitiert wird: "Derartige Aufwandsentschädigungen sind auch bei anderen Gesellschaften durchaus üblich.", soll Krebs gegenüber dem Stadt-Anzeiger geäußert haben. Bei den Traditionskorps gibt es dafür nur Kopfschütteln! Der Pressesprecher der EhrenGarde der Stadt Köln, Manfred Damaschke, fasste es auf der Pressevorstellung der neuen Regimentstochter treffend zusammen: "Für die Mädchen ist es eine Ehre, als Mariechen in einem Traditionskorps zu tanzen! Wir hatten bei der gerade beendeten Suche mehr als 20 Bewerberinnen. Da fragt keine nach einer Bezahlung!", so Damaschke. Und auch Wolfgang Brock, Präsident der K.G. Schlenderhaner Lumpe, zeigt sich am Telefon erbost: "Unsere Tanzgruppe bekommt sicherlich mal ein Pausenessen spendiert oder eine Zuschuß zur Tanzcorpsfahrt. Aber eine Bezahlung des Tanzpaares oder gar der Mitglieder unserer Tanzgruppe wird es niemals geben, so lange ich in der Gesellschaft etwas zu sagen habe! Ich habe bereits unseren Literaten angewiesen, das Kölner Husaren-Korps niemals zu buchen - eine solche Vorgehensweise unterstützen wir in keinster Weise!".
Hans Walter Müller, der 1. Vorsitzende der K.G. "Original Kölsche Domputzer", schlägt ähnliche Töne an wie Damaschke und Brock: "Wo soll denn dieses Verhalten nur hinführen? Soll dann demnächst der Auftritt einer Tanzgruppe - ähnlich wie die Gage einer Musikgruppe oder eines Redners - im vierstelligen Euro-Bereich liegen? Das kann sich doch niemand leisten! Und gerade die Tanzgruppen und Korpsgesellschaften in Köln sind doch letztendlich die letzten wirklichen Ehrenamtler im Kölner Karneval! Die meisten Tanzgruppen agieren doch unter dem Motto ´Mir dun et doch nur för Kölle!´" Das Tanzcorps der Domputzer erhält übrigens, wie Müller ausdrücklich bestätigte, keine Entlohnung: "Vielleicht mal eine Runde Getränke bei unserem Sommerfest oder beim Weihnachtsfest, vielleicht einen Zuschuß zur Tanzcorpsfahrt - das war es dann aber auch!"
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass das Kölner Husaren-Korps mit seiner Praxis der "Entlohnung" des Tanzpaares sich auf neues, gefährliches Terrain begeben hat! Einmal abgesehen von den rechtlichen und steuerlichen Fragen, die eine solche Entschädigung des Tanzpaares mit sich bringt, könnte sich das öffentlich gemachte Verhalten des Husaren-Korps als Bummerang für die Buchungen des Korps in der Zukunft erweisen. Tanja Schulz hat aus der Aktion gelernt und wird sich aus dem Karneval erst einmal zurück ziehen, wie sie uns gegenüber telefonisch bestätigte. Marco Schmitz, der u. a. als Tanztrainer sein Geld verdient, kann sich dies offenbar nicht leisten. Ansonsten hätte er nämlich nicht seine bisherige Marie gegen seine Ehefrau ausgetauscht, um den Zusatzverdienst nicht mehr teilen zu müssen. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Praxis nicht auf andere Gruppen übergreift! Und dass das Festkomitee Kölner Karneval kapiert, dass das Husaren-Korps nur eine Ausnahme ist und bleiben muss!
Was sagen Sie dazu, dass das Kölner Husaren-Korps sein Tanzpaar "entlohnt"?