Mittleres Verkehrschaos heute morgen um kurz nach 10.00 Uhr auf der Venloer Straße im Stadtteil Ehrenfeld: Die Fahrspur in Richtung Innenstadt ist durch die Polizei komplett gesperrt, auf der Spur stadtauswärts geht auch nichts mehr. Viele Autofahrer scheinen zu Weihnachten neue Autohupen bekommen zu haben, die sie nun stolz vorführen ... und an allem schuld sind die drei designierten Narrenherrscher in der Stadt Köln und ihre Karnevalsgesellschaft, die Bürgergarde blau-gold 1904 e. V. - denn die machen sich gerade vom Haus Scholzen auf in die Kölner Hofburg!
Den Oberklops schoß heute morgen der Fahrer eines schwarzen Golf GTi (natürlich tiefer gelegt ...) ab, als er der Polizei versuchte mitzuteilen, dass er diesen Umzug für eine "Verkehrsbehinderung" halten würde. Die Antwort des Polizisten brachte ihn jedoch sehr schnell zum Schweigen: "Jung, janz ruhisch - öm 17 Uhr sinn mer fott!"
Der Umzug in Rosenmontagszugstärke der Bürgergarde machte sich gegen 10.20 Uhr dann auf den Weg von Ehrenfeld zur Helenenstraße. Bis zur Inneren Kanalstraße war der Zugweg durch die Ehrenfelder Fahnen dekoriert, ein Gruß des Festausschuß Ehrenfelder Karneval, dessen Präsident Volker Wilczek den Zug zusammen mit Vertretern des Festkomitee Kölner Karneval anführte. Pünktlich um 11 Uhr 11 traf der Zug dann an der Hofburg, dem Pullman Cologne Hotel, ein. Spielmannszug und Federbuschträger marschierten ohne Pause direkt in den Saal ein ... und dann kam, hoch zu Roß auf einem weißen Pferd, die designierte Kölner Jungfrau Reni - im Damensitz und hübsch zu recht gemacht im Damenoutfit der Bürgergarde blau-gold.
Der designierte Bauer Günter und der designierte Prinz Frank I. fuhren derweil gemeinsam mit der ältesten Gulaschkanone von Ehrenfeld zur Hofburg. Begleitet wurden die drei Tollitäten nicht nur von ihren Kameraden mit Federbusch und Helm, sondern auch von drei APEs, welche das Dreigestirn und seine Taten preisten, und von einem Expeditionsfahrzeug, welches in Ägypten nach Insignien der Bürgergarde blau-gold geforscht haben soll, damit aus "einem der ältestens Traditionkorps" demnächst vielleicht "das älteste Traditionskorps" im Kölner Karneval wird. Gerüchteweise sollen bereits Hinweise darauf gefunden worden sein, das Pharaoh Ramses I. der 1. Präsident der Bürgergarde blau-gold gewesen sein soll ...
In der Hofburg mussten die drei Bürgergardisten natürlich - wie bei Herbergsvater Rolf Slickers üblich - beweisen, dass sie den goldenen Schlüssel zur Hofburg verdient haben. Slickers erzählte dabei eine - wie er beschwor - wahre Begebenheit, nach der im letzten Jahr urplötzlich zu nächtlicher Stunde ein splitternackter Mann am Empfang auftauchte, der sich wohl ausgesperrt hatte - aber nicht mehr genau wusste, in welchem Zimmer er wohnte. Und da aufgrund erhöhten Alkoholkonsums und mangels deutsche Sprachkenntnisse eine verständliche Kommunikation zwischen Hotelportier und nacktem Gast so gut wie unmöglich war, wurde es schwierig für den Nachtportier. Der nackte Mann konnte sich wohl aber an den Weg zu seinem Zimmer erinnern und forderte den Nachtportier mit Zeichensprache auf, ihm zu folgen. Am nächsten Morgen soll dann ein indisch aussehender Hotelgast nach dem Hoteldirektor verlangt haben. Dieser musste dann erfahren, dass in dem Zimmer des Hotelgastes auf dem Fußboden ein nackter Mann schlafen würde ... den Weg zum Zimmer kannte der nackte Mann, nur in der Etage hatte er sich wohl geirrt!
Diese - angeblich - wahre Begebenheit brachte Rolf Slickers auf die Idee, das Dreigestirn eine nackte männliche Schaufensterpuppe mit allerlei im Hotel zurück gelassenen Kleidungsstücken zu bekleiden. In drei Minuten sollten die designierten Narrenherrscher die Puppe ankleiden, weitere Kleidungstücke mit Hüte, Mützen, Handschuhe etc. brachten Sonderpunkte. Erschwert wurde das Ganze dadurch, dass die Jungfrau durch eine spezielle Brille in der Sicht gehindert wurde, der Bauer wegen Ohrschützer nichts hören konnte und der Prinz bedingt durch einen Schnorchel nicht sprechen konnte. Die Drei haben ihre Aufgabe aber bravourös geschafft und erhielten von Rolf Slickers nicht nur den Schlüssel zur Hofburg, sondern auch Visitenkarten im Hofburg-Design und einen Schlüsselanhänger.
Nach der Stärkung mit einer deftigen Erbsensuppe zerstreuten sich die Gäste des Hofburg-Einzuges in alle Himmelsrichtungen - um sich am heutigen Abend im Hohen Dom zu Köln zum Pontifikalamt wieder zu treffen.