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Kleine Sensation heute bei der Vorstellung der ersten beiden so genannten Geheimwagen des Kölner Rosenmontagszug: Niemand geringerer als Wolfgang Niedecken, Frontmann der Kölner Band "BAP", hat zusammen mit dem Grafiker Dietmar Willms, der schon seit Jahren für den Kölner Rosenmontagszug arbeitet, zwei Festwagen mit dem Thema "Afrika" entworfen. Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Aktion hatte wieder einmal der Zugleiter des Kölner Rosenmontagszug, Christoph Kuckelkorn.

"Nit für Kooche" ist "Verdamp lang her"

Fotos: Andreas Klein

Nachdem der Kölner Rosenmontagszug bereits im letzten Jahr mit dem Festwagen zum Thema Guantanamo ein heißes Eisen angefasst hatte (wir berichteten) und, gemeinsam mit Amnesty International, für bundesweites Aufsehen gesorgt hatte, fasst Zugleiter Christoph Kuckelkorn nun zwei weitere ziemlich heiße Eisen an: Zum einen geht es um Kindersoldaten, die in afrikanischen Ländern weit verbreitet sind; zum anderen um Korruption und die damit verbundene Ausbeutung der Menschen.

Christoph Kuckelkorn zeigte sich erfreut, dass der erklärte Anti-Karnevalist Wolfgang Niedecken die Kontaktanfrage seitens des Festkomitee, zur Überraschung aller, positiv beantwortete. Man traf sich dann zu einer ersten Kontaktaufnahme im Büro der Band "BAP". Kuckelkorn gab auf der heutigen Pressekonferenz zu, dass er dort einen echten Kloß im Hals hatte. Und Niedecken war gespannt, was das Festkomitee vom ihm wollte.

Nach dem ersten Gespräch sah man, so Kuckelkorn und Niedecken, sofort einen gemeinsamen Nenner für eine Zusammenarbeit und der Grafiker Dietmar Willms wurde mit der Umsetzung der Ideen beauftragt. Wolfgang Niedecken war von der Qualität der ersten Entwürfe nach seiner Aussage extrem positiv überrascht: "Es wurden zwei, drei kleinere Änderungen vorgenommen - sonst blieben die Wagenentwürfe unverändert und werden aktuell wohl auch so gebaut.", sagte Niedecken auf der Pressekonferenz im Karnevalsmuseum.

Der erste Wagen mit dem Titel "Weckjezäppt!" befasst sich mit dem Thema "Kindersoldaten in Afrika". Niedecken erklärte, dass das Thema in den meisten Ländern der ersten Welt so gut wie gar nicht wahrgenommen wird. Wenn Berichte über Kindersoldaten im Fernsehen laufen würden, dann würden diese eben meistens weg gezappt!

Und genau damit beschäftigt sich der Wagen: Ein Ehepaar sitzt zu Hause auf der Couch und zappt den um Hilfe bittenden Kindersoldaten im Fernsehen weg, dessen Hütte in Flammen steht. Ebenfalls auf dem Entwurf ist eine stilisierte afrikanische Landkarte mit der AIDS-Schleife zu sehen und ein Boot mit Flüchtlingen, welches das Land verlässt.

Der zweite Wagen mit dem Namen "Dä Sponsor kütt" befasst sich mit der Ausbeutung der Bevölkerung, meistens der Kinder in Form von Arbeitssklaven, die für den Kleptokraten und seine Abnehmer schuften - Abnehmer wie Ölfirmen, Diamantenhändler oder den Kunden des Roherzes Coltan, aus dem das Edelmetall Tantal gewonnen wird, welches in der Handyindustrie reissenden Absatz findet.

Der Wagen zeigt einen "Sponsor", der dem Kleptokraten und seiner Frau das Geld in die Hand drückt, während Kindersklaven den Abbau der begehrten Waren unter Einsatz ihres Lebens in den Minen und auf den Ölfeldern in Afrika durchführen.

Die Vorstellung der beiden Wagen vorab soll die Diskussion zu den beiden behandelten Themen anstoßen. Man verspricht sich davon einen Erfolg wie beim letzten Jahr mit dem Guantanamo-Wagen. Der Wagenbau für die beiden Wagen liegt bei erfahrenen Wagenbauern: Ein Wagen baut der Grafiker Dietmar Willms, den anderen Wagen Edgar Hillebrenner. Die Wagen fahren in den Gruppen der K.G. UHU aus Köln-Dellbrück und der K.G. Sr. Tollität Luftflotte mit. Beide Gesellschaften waren heute ebenfalls durch Vorstandsmitglieder vertreten und haben ausdrücklich erklärt, dass man hinter dem jeweils behandelten Thema stehen würde.

Natürlich wurde Wolfgang Niedecken auch darauf angesprochen, wie er als Anti-Karnevalist plötzlich dazu kommt, an zwei Wagenentwürfen für den Kölner Rosenmontagszug mitzuarbeiten. Niedecken darauf: "´Nit för Kooche´ ist ´Verdamp lang her´!" Er erklärte dann auch auf Nachfrage, dass er natürlich als ehemaliger Anwohner der Severinstraße (Anm der Red.: Niedecken ist im Severinsviertel aufgewachsen, seinen Eltern gehörte das Haus "Severinstraße 1".) die Rosenmontagszüge aus dem Fenster verfolgt hat. Aber seit 1981 war er an Karneval fast immer auf größeren Reisen unterwegs, teilweise auch in Afrika. Seine Familie jedoch sei komplett "karnevaljeck, bei uns stapeln sich seit Wochen die Stoffe und Nähmaschinen". Niedecken outete sich auch als großer Fan des Traditionsspiels um Jan un Griet, welches er regelmäßig verfolgt hat. "Ich bin dann immer als Plümmo gegangen - also ein alter Bettbezug, zwei Löcher rein, fertig." Und er kündigte an, dass er sich vielleicht in diesem Jahr den Kölner Rosenmontagszug bequem von einer Tribüne ansehen möchte. Eine Kostümidee habe er auch schon, so Niedecken: "Vielleicht ziehe ich mir ja eine Burka an. Dann erkennt mich auch keiner!"

Aus gesundheitlichen Gründen, er hat sich das Außenband gerissen, kann Niedecken der Einladung von Christoph Kuckelkorn zur Teilnahme am Rosenmontagszug 2010 auf dem Zugleiterwagen nicht nachkommen ("Sehr zum Leidwesen meiner Frau."). Er würde aber bei einer erneuten Einladung sehr gerne einmal mitfahren - die Steilvorlage lässt sich natürlich ein Christoph Kuckelkorn nicht nehmen: "Dann lade ich Sie und ihre Frau bereits heute für den Zoch 2011 ein. Die versammelte Kölner Presse ist Zeuge!" Etwas komisch reagierte Niedecken auf die Frage, ob er denn schon einen Festkomitee-Orden erhalten hätte: "Was, so etwas gibt es auch? Na ja, ich glaube damit komme ich klar." Und als Christoph Kuckelkorn die Verleihung des Ordens für das Rosenmontagszug-Richtfest ankündigte, fragte Niedecken ängstlich "Aber so eine Mütze muss ich dann nicht tragen, oder?" - und schaute etwas verweifelt auf die Vorstandsmütze von Christoph Kuckelkorn ...

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