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Fotos: Andreas Klein & Annette Quast

Die Autofahrer auf der Hahnenstraße zwischen Rudolfplatz und Neumarkt dürften das Festkomitee Kölner Karneval von 1823 e. V. heute verflucht haben: Um kurz nach 14.00 Uhr sperrte die Kölner Polizei die gesamte Fahrbahn in Richtung Neumarkt für einen Protestzug der besonderen Art - Kölner Kulturschaffende und Kölner Karnevalisten zogen gemeinsam einen Festwagen aus dem kommenden Kölner Rosenmontagszug von der Hahnenstraße vor das Kölner Schauspielhaus am Offenbachplatz. Ein Protest gegen den Abriss des alten Schauspielhaus und den geplanten Neubau, der an Häßlichkeit kaum zu überbieten ist ...

Eine Schönheit ist das alte Schauspielhaus am Offenbachplatz nicht gerade. Aber der geplante Neubau am jetzigen Standort der Opernterrassen ist ein Betonklotz par excellence. Und vor allen Dingen weitaus höher als alle umliegenden Gebäude. Eine Anwohnerin, die sich besonders gegen das Objekt einsetzt, dazu: "Bisher habe ich einen schönen Ausblick auf Oper, altes Schauspielhaus - und kann von meiner Wohnung aus sogar den Kölner Dom sehen. Durch den Neubau kann ich dann gerade mal auf die andere Straßenseite schauen. Auf einen Betonklotz, der mir jeglich Aussicht versperrt und mir jegliches Tageslicht nimmt!"

Doch nicht nur städtebauliche Aspekte sprechen gegen den Neubau. Auch finanzielle Gründe, denn die Stadt Köln muss eigentlich sparen. Angeblich ist eine Sanierung des alten Schauspielhaus teurer als der geplante Neubau. Laut den Verantwortlichen des Kölner Kunstvereins, die die Aktion zusammen mit dem Festkomitee ins Leben gerufen haben, gibt es darüber aber gar keine Machbarkeitsstudien. Nein, die klamme Stadtverwaltung will einen Neubau. Sanierung ist nicht. Und auch dass der Neubau schon jetzt weitaus teurer sein wird, als alle vorliegenden Pläne vermuten lassen, stört die Stadt nicht weiter. Geld spielt dabei scheinbar keine Rolle.

Aus Protest darüber wurde dann heute mit den Traditionen des Kölner Karnevals gebrochen: Das Festkomitee Kölner Karneval präsentierte heute, vor dem eigentlichen Richtfest des Kölner Rosenmontagszug, bereits einen komplett gebauten Festwagen der Öffentlichkeit. Der Wagen mit dem Motto "Ihr seid Künstler und wir nicht!" wurde also heute mittag von Kölner Künstlern (darunter auch Jacques Tilly, Wagenbauer aus einem Dorf an der Düssel nicht weit von Köln ...) und von Karnevalisten des Festkomitees sowie der Alte Kölner K.G. "Schnüsse Tring", die den Wagen an Rosenmontag durch Köln mitführen wird, durch Kölns Straßen gezogen.

Anschließend gab es am Kölner Schauspielhaus noch eine Abschlußkundgebung, auf der sich u. a. der Direktor des Kolumba-Museums, Stefan Kraus, mit einer flammenden Rede für den Erhalt des alten Schauspielhauses einsetzte. Dabei wurde er tatkräftig von Püppi unterstützt, die sich laut bellend seinen Standpunkten anschloß. Trotz des mittlerweile strömenden Regens waren gegen Ende der Veranstaltung immer noch rund 300 Personen auf der Kundgebung anwesend ... ein Zeichen für die Solidarität von Karneval und Kunst.

Weitere Informationen gibt es auf der Website zur Aktion.

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