Im Gegensatz zur Kölner Sessionseröffnung 2007 war der Wettergott den Narren am Dienstag (11. November) wohl gesonnen.
Möglicherweise hatten die vorhergehenden Wolkenbrüche allerdings zu dem etwas geringeren Besucheraufkommen in der Innenstadt beigetragen. Immerhin wurde die Gesamtzahl der in den Bereichen Heumarkt, Altstadt und Zülpicher Viertel ausgelassen Feiernden auf cirka 50.000 (2007: 60.000) geschätzt.
Schwerere Straftaten und Ausschreitungen konnten durch starke Polizeipräsenz und konsequentes Einschreiten weitgehend verhindert werden. Die Zahl der Maßnahmen von Polizei und Rettungsdiensten war letztlich mit der Vorjahresbilanz vergleichbar. So mussten die Beamten im Veranstaltungsbereich zwischen 10.00 Uhr und 24.00 Uhr bei 31 (2007: 30) Schlägereien einschreiten. 36mal (2007: 27) mussten die Uniformierten darüberhinaus gegen Randalierer vorgehen.
Leider bewiesen jedoch zu fortgerückter Stunde auch gestern wieder diverse Besucher, dass sie erhöhten Alkoholkonsum nicht vertragen resp. glauben, infolgedessen ihre Aggressionen öffentlich ausleben zu müssen. 58 (47) Personen wurden mit freiheitsentziehenden Maßnahmen überzogen, davon wurden 54 (49) ingewahrsam-, 4 (7) festgenommen. Desweiteren erteilten die Polizisten 76 (62) Platzverweise. In 67 (84) Fällen legten die Einsatzkräfte Strafanzeigen wegen Körperverletzungen, Drogenverstößen, Eigentumsdelikten sowie Widerstands vor.
Mit welcher Klientel die eingesetzten Polizisten auch und gerade bei Karnevalseinsätzen immer wieder konfrontiert werden, zeigt exemplarisch folgender Sachverhalt aus der Kölner Altstadt. Gegen 17.00 Uhr wurden drei Streifenbeamte vor einer Gaststätte in der Straße Unter Käster auf einen 25-Jährigen aufmerksam, als dieser versuchte, auf den bereits von ihm mit einem Trinkglas zu Boden geschlagenen Kneipeninhaber (48) einzuprügeln.
Angesichts der Uniformierten wollte der Angreifer zunächst Fersengeld geben, konnte jedoch festgehalten werden. Der Alkoholisierte schlug daraufhin unvermittelt einem der Beamten mit seiner bereits blutverschmierten Hand ins Gesicht. Mit vereinten Kräften zu Boden gebracht, konnte der 25-Jährige gefesselt werden. In diesem Moment erhielt einer der Polizisten einen massiven Schlag von hinten gegen seinen Hals. Der Bruder (40) des Schlägers versuchte, den Festgenommenen aus dem Zugriff der Beamten zu befreien. Augenscheinlich, um seine Schlagwucht zu verstärken, hatte der 40-Jährige dabei seine Armbanduhr über die geballte Faust gespannt.
Während auch dieser zweite Angreifer durch Verstärkungskräfte zu Boden gebracht und fixiert wurde, trat und spuckte der Mann nach den Polizisten. Zur Verhütung weiterer Straftaten wurde der 40-Jährige in Gewahrsam genommen.
Noch während der jüngere Festgenommene aufgrund seiner blutenden Verletzungen zu einem Rettungswagen gebracht wurde, spuckte er seinen blutigen Speichel in Richtung der Polizisten. Desweiteren erging der Mann sich in fortwährenden Beleidigungen in übelster Fäkalsprache. Zudem versuchte er, einem der Beamten in den Unterarm zu beißen und diesem die Beine wegzutreten. Gezielt trat der 25-Jährige auch nach einer ihn behandelnden Rettungssanitäterin, die dadurch eine Prellung am Unterschenkel erlitt. Während seiner Versorgung durch die Rettungswagenbesatzung behauptete der Festgenommene dann mehrfach, dass er HIV-positiv sei.
Im Krankenhaus wurde dem Mann eine Blutprobe entnommen, ein Atemalkoholtest hatte zuvor cirka 1,5 Promille ergeben. Nachdem er die Nacht im Polizeigewahrsam verbracht hatte, wurde der Schläger heute morgen nach seiner Vernehmung entlassen. Wegen gefährlicher Körperverletzung, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte sowie versuchter Gefangenenbefreiung muss er sich nun mit seinem Bruder verantworten. Auch den vier geschädigten Polizisten, die mit dem angeblich infizierten Blut des Festgenommenen in Berührung gekommen waren, wurden im Krankenhaus Blutproben entnommen.
(Quelle: ots)