Bei der traditionellen Vorstellung des Kölner Rosenmontagszug 2008 im Kölner Karnevalsmuseum am Maarweg konnte Zugleiter Christoph Kuckelkorn den zahlreich erschienenen Journalisten heute, neben den eigentlichen "Stars" (den Festwagen), einige Neuigkeiten vorstellen - die wichtigste Neuigkeit vorweg: Der Kölner Rosenmontagszug 2008 geht, wegen des frühen Termins am 4. Februar 2008, bereits um 10.30 Uhr an der Severinstorburg los!
Der Zugweg wird dabei identisch zu dem Weg aus der Session 2007 sein (der genaue Zugweg kann HIER als PDF-Dokument heruntergeladen werden). Im Kölner Rosenmontagszug gehen insgesamt 48 Gruppen (inkl. der Einleitung mit den Blauen Funken und dem Zugleiterwagen) mit - und damit auch die letzten Gruppen noch einigermaßen im Hellen ankommen, startet der Zug entsprechend früher.
In diesem Zusammenhang bittet das Festkomitee Kölner Karneval darum, dass man darauf achtet, die Tribünenplätze am Kölner Rosenmontagszug - entgegen den auf den Karten aufgedruckten Zeiten - bis spätestens 10.00 Uhr (!!!) einzunehmen.
Erstmals behinderte Zugteilnehmer dabei
Erstmals werden im Kölner Rosenmontagszug Menschen mit Behinderung im Zug dabei sein. Es handelt sich dabei um Menschen aus dem Städtischen Behindertenzentrum der SBK. Das Haus wurde im Juni 1913 als erstes kommunales Heim eröffnet und von der Stiftung des San.-Rat Dr. Hubert Dormagen (1806 - 1886) errichtet. Heute leben 46 Menschen mit mehrfacher Behinderung und Autismus in Kleinstwohngruppen in diesem Zentrum. Anfang der 1990er Jahre wurde das Haus der SBK gGmbH übergeben, welche das Haus im ursprünglichen Sinne weiterführt. Die Bewohner des Hauses freuen sich bereits heute über die Möglichkeit, am Kölner Rosenmontagszug teilnehmen zu dürfen - und für viele wird dabei ein Lebenstraum endlich Wirklichkeit. Christoph Kuckelkorn dazu: "Diese Einrichtung nimmt am diesjährigen Zug teil, weil wir damit das jahrzehntelange integrative Engagement der Einrichtung im Karneval belohnen möchten. So hat die Einrichtung in den letzten Jahren z. B. neben der regelmäßigen Teilnahme am Longericher Veedelszoch auch jedes Jahr eine große Karnevalsparty veranstaltet."
Ebenfalls im Zug dabei ist eine große Gruppe chinesischer Artisten, womit das Festkomitee auf die Olympischen Spiele in Pekingin diesem Jahr aufmerksam machen möchte ...
"Puute-Kaschöttche" werden verdoppelt
Nach dem großen Erfolg der im vergangenen Jahr erstmalig eingerichteten "Puute-Kaschöttche" werden im Rosenmontagszug 2008 weitere vier Areale für je 40 Kinder angeboten womit das Festkomitee die Zahl der "Puute-Kaschöttche" verdoppelt. Die "Puute-Kaschöttche" sind sichere, mit einem Zaun umgebene Flächen direkt am Zugweg, in denen sich ausschließlich Kinder aufhalten dürfen. Dabei werden sie von Aufsichtspersonen betreut, und in jedem Kaschöttche steht auch ein WC nur für die Kinder bereit. Die Eltern können sich in der Nähe, aber außerhalb des Kaschöttche, aufhalten.
Insgesamt stehen acht "Puute-Kaschöttche" entlang des Zugweges zur Verfügung. Vier stehen Kindern aus Kölner Kinderheimen bereit, die sonst keine Chance haben, den Kölner Rosenmontagszug zu erleben, die weiteren vier stehen den Kölner Pänz aus Familien zur Verfügung. Am Montag, dem 14.01.08, können dazu Karten zum Preis von 5,00 Euro im Kartenbus des Festkomitees auf dem Kölner Neumarkt erworben werden.
Die "Puute-Kaschöttche" sind bunt und fröhlich gestaltet, sie beinhalten einen großen Trichter, in den die Wagenbesatzungen des Zuges die Kamelle direkt werfen können. So landen diese direkt und sicher in den Arealen für die Pänz. Durch die Einzäunung wird verhindert, dass die Kinder in den Zug laufen und gefährdet werden.
"Die >Puute-Kaschöttche< sind uns eine Herzensangelegenheit, denn es sind vor allem die Kinder, die sich über den Kamelle-Regen freuen, die aber angesichts des großen Besucherandrangs am Zugweg oft ins Hintertreffen geraten", erläuterte Zugleiter Christoph Kuckelkorn dieses Engagement für kölsche Pänz.
Vier besondere Wagen im Rosenmontagszug
Neben den beiden "Geheimwagen", welche das Festkomitee Kölner Karneval bis Karnevalsfreitag unter Verschluß halten wird, gibt es dieses Jahr erstmals zwei weitere Wagen, welche erst kurz vor dem Rosenmontagszug gezeigt werden. Diese Wagen "mit einer besonderen Aussage", so Christoph Kuckelkorn, werden voraussichtlich in der kommenden Woche der Presse vorgestellt und dabei ausführlich erläutert werden.
Besonders stolz ist Christoph Kuckelkorn darauf, dass es erstmals zwei Festwagenentwürfe von Jugendlichen (der Jüngste ist 12 Jahre alt) es bis in den Rosenmontagszug 2008 geschafft haben! Dies zeigt eindrucksvoll, dass auch hier der Nachwuchs ein Interesse am Kölner Karneval und den damit verbundenen Aktionen hat.
Desweiteren wurden vier Festwagenentwürfe zur Veröffentlichung freigegeben, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Die Texte dazu stammen vom Festkomitee Kölner Karneval von 1823 e. V.:
Heiligen-Kult(ur)
Neben dem Reichstag lehnt ein großes Bild von Angela Merkel (mit Heiligenschein). Die Darstellung ist eine Mischung aus „Mona Lisa“ und „Schwarze Muttergottes“. An der Ecke liegt eine kaputte DDR-Fahne. Sie – die Heilige - kommt in diesem Fall aus dem Morgenland, also aus jenem Erdteil, welcher im Osten (in Richtung der aufgehenden Sonne) liegt. Gemeint ist speziell der „Nahe Osten“.
Angela Merkel wird zur lächelnden, schwarzen Mutter Gottes. Der Kölsche entdeckt die „Schwarze Muttergottes“ - bundesweit wird es einfach als Heiligenverehrung verstanden. Ganz Deutschland hat eine Schwarze Muttergottes!
Diese wird von den Heiligen Drei Königen angebetet. Es sind Kurt Beck, Claudia Roth und Guido Westerwelle. Die drei „Waisen“ aus dem Morgenland huldigen der Herrscherin, Kurt und Claudia schauen müde aus dem Dreikönigenschrein heraus.
Der Dritte (der Kleinste) ist natürlich „Kasper Guido“. Er kniet mit einem schwenkenden Weihrauchfässchen und hält das Schild „Santo Subito“ (in den Regenbogenfarben) in der anderen Hand. Sein Blick ist eine Mischung aus Verliebtheit und Vernebelung (des Weihrauchs wegen – und überhaupt). Claudia Roth hält ein grünes Geschenk in Händen, auf dem steht „Myrrheisch“. Sie schaut auch mürrisch aus der Wäsche und ist ganz grün im Gesicht. Ihr Problem: die Angela hat sogar das Lächeln gelernt. Kurt Beck hat als Präsent einen Goldbarren dabei und schaut verächtlich zu „Klein-Guido“. Alle Drei „Könige“ tragen leicht ramponierte Kronen, auf denen entsprechend SPD, Grüne oder FDP steht.
Welch eine Erscheinung (Epiphanias bzw. Epiphanie oder Erscheinung des Herrn ist der ursprüngliche und heute noch meist gebrauchte Namen; im Volksmund als Dreikönigsfest bezeichnet)! Kommt, lasset sie anbeten, die uneingeschränkte Königin – die Mutter der Nation.
Ohne England fahr´n wir zur EM
2008 ist wiederum ein Jahr mit sportlichen Höhepunkten. Neben der Olympiade findet im Sommer in der Schweiz die Fußballeuropameisterschaft statt. Alle fahren hin. Alle? – Nein, ein kleiner Staat auf einer Insel mit unbeugsamen Teetrinkern – oder gar eingerosteten Rittern - muss zu Hause bleiben und darf die Meisterschaft am Fernseher verfolgen. Wie man unschwer erkennt können die Teilnehmer der Meisterschaft hier Ihre Schadenfreude kaum unterdrücken.
Mir han jet ze kamelle
Es ist dem Festkomitee in diesem Jahr gelungen, einen renommierten Cartoonist für den Zug zu gewinnen. In einer bösen Karikatur des bekannten Zeichners Burkhard Fritsche versucht der Bürokrat in einer „gut gemeinten“ aufopfernden aber auch sehr peinlichen und hilflosen Art und Weise dem Museum zu „helfen“. Dieser Wagen lässt viel Spielraum für Interpretation und Auslegung.
Holpriger Kulturpfad
Kaum war das diesjährige Motto verkündet, unterstützte uns die Kölner Politik mit ausreichend Themen aus dem kulturpolitischen Bereich, die uns nun für Persiflagen zur Verfügung stehen. Wöchentlich kamen neue Anregungen aus Rat, Verwaltung und aus den kulturellen Einrichtungen.
So kam es dann auch, dass der Weg den unser Kulturdezernent beschreitet, alles andere als eine gerade Autobahn mit Überholspuren ist. Er muss mit einem sehr holprigen Kulturpfad vorlieb nehmen. Dabei jagt er Intendanten, Standorten, Neubauten, Budgets und vielen Wunschvorstellungen hinterher und wird durch manche Fußangel und durch die Bürokratie gehindert.
Hoffen wir nicht, dass er über diese Hindernisse stürzt. Wobei er ja schon von einem Sturz nach oben träumt.