Große Klappe und nichts dahinter: Die in der vergangenen Karnevalssession mit viel Wirbel ins Leben gerufene "Längste Karnevalssitzung der Welt" in Düsseldorf war eine Mogelpackung! Die Verantwortlichen vom "Guinness Book of Records" haben den Düsseldorfern die rote Karte gezeigt!
Wir erinnern uns: Über 130 Programmpunkte, darunter auch z. B. die Spätzünder aus Hürth, Guido Cantz aus Köln-Porz und die Kölner Torwache, machten sich Anfang Januar 2007 auf den Weg in die verbotene Stadt, um dort am Rekordversuch für die Längste Karnevalssitzung teilzunehmen (siehe Bericht bei KarnevalErleben.de). Vollmundig hatte der "Erfinder" der Veranstaltung, Manfred Castor, die Karnevalisten von nah und fern nach Düsseldorf gelockt, um insgesamt 35 Stunden und 11 Minuten Programm im SCHLÖSSER Brauereiausschank "Im Goldenen Ring" auf die Bühne zu bringen.
Die SCHLÖSSER Brauerei meldete dann auch in einer Pressemitteilung vom 9. Januar 2007, die uns vorliegt: "Die Rekordanforderungen sind erfüllt, jetzt werden noch die Protokolle über den jeweiligen Sing-, Tanz- und Sprachanteil der Veranstaltung ausgewertet. Ende der Woche werden alle Unterlagen zur Guinness World Records Gesellschaft nach London geschickt. Dann heißt es nur noch abwarten bis die begehrte Guinness-Urkunde in Düsseldorf bewundert werden kann!" - Doch nichts davon ist wahr!
Zwischenzeitlich haben die Düsseldorfer vom "Guinness Book of Records" eine Nachricht erhalten, doch die löste in Düsseldorf erstaunen aus: "Wir hatten uns rechtzeitig bei Guinness-Richter Marco Frigatti nach den Bedingungen erkundigt. Da war nie die Rede davon, dass während der Sitzung ständig dieselben Akteure auf der Bühne stehen und dasselbe Publikum im Saal sitzen müsste. Ich glaube, Mr. Frigatti weiß selbst nicht, welche Kriterien für unsere Veranstaltung gelten sollten.", so Manfred Castor gegenüber dem Düsseldorfer EXPRESS.
Doch anstatt die Niederlage zu akzeptieren, treten die Düsseldorfer nun nach: "Wir werden den englischen Generalkonsul einschalten und über ihn vielleicht Mr. Frigatti zu einer Karnevalssitzung einladen. Damit er mal erlebt, dass das einfach nur eine Marathon-Party ist.", so Castor weiter.
Und Marianne Kock, Pressesprecherin von SCHLÖSSER, will in dem Herausgeber der deutschen Ausgabe des Rekordbuches schon einen Verbündeten ausgemacht haben: "Herr Kuchenbecker will uns entgegen kommen. Mit einer neuen Idee könne man vielleicht doch noch den Rekord retten. Vielleicht brauchen wir dazu aber eine bisher noch nicht vorhandene Kategorie für solche Einträge.", sagte sie gegenüber dem EXPRESS.
Doch Manfred Castor: "Das machen wir ganz bestimmt nicht. Ob mit oder ohne Eintrag ins Guinness-Buch: Es war ein Mega-Event. Und wir hatten viel Spaß an den zwei Tagen", sagte Castor dem EXPRESS.
Wir haben heute verzweifelt versucht, von beteiligten Düsseldorfer Karnevalisten eine Stellungnahme zu der gescheiterten Aktion zu bekommen ... doch offenbar ist man im Alt-Bier-Land jetzt so angepisst, dass man keinen Kommentar mehr zur dilletantischen Arbeit der Veranstalter abgibt!
KOMMENTAR DER REDAKTION:
Peinlich, peinlich: Mit großer Klappe kündigten die Initiatoren, allen voran die Brauerei Schlösser, in diversen Pressemitteilungen die Veranstaltung an. Von Absprachen und Regeln war da die Rede, von "einem noch nie dagewesenen Event" - übrig geblieben ist ein riesengroßer Bluff!
Die Künstler, die sich für die Sache ohne Gage angeboten haben, und die Präsidenten der Karnevalsgesellschaften, welche nicht nur im Rotationsverfahren die Sitzungsleitung übernommen haben, sondern teilweise auch aus der eigenen Tasche hochkarätige Programmpunkte bezahlt haben (wie z. B. einen Guido Cantz oder einen Willibert Pauels), wurden von den Veranstaltern an der Nase herumgeführt. Denn heute sieht es so aus, dass es gar keine Möglichkeit gab, diesen Weltrekordversuch überhaupt ins "Guinness Buch der Rekorde" eintragen zu lassen - denn dafür gibt es, wie auch Marianne Kock zwischenzeitlich einsehen musste, gar keine Rubrik!
Und die Besucher, die für jede Stunde Anwesenheit 1,11 € zahlen mussten und zur Strafe auch noch "altes Bier" vorgesetzt bekamen, dürften sich auch darüber mehr als ärgern ... aber was will man verlangen: Nicht umsonst singen die 3 Colonias schon seit Jahren, dass Alt-Bier blöd macht - jetzt haben wir den Beweis!
Denn wie kann man als Veranstalter mit dem "Guinness Book" etwas vereinbaren, ohne sich die Regeln schriftlich vorlegen zu lassen? Und dass keine Vereinbarungen vorliegen, scheint klar - denn ansonsten hätte man ja etwas in der Hand, mit dem man die Eintragung ggfs. einklagen könnte.
Und, ganz ehrlich: Wer soll eigentlich daran glauben, dass der britische (nicht "englische", liebe Düsseldorfer!) Generalkonsul nichts besseres zu tun haben sollte, als sich um einen Eintrag für Düsseldorf im "Guiness Book of Records" zu kümmern? In Köln jedenfalls sicherlich keiner!
Na ja, wenigstens ein Gutes hat die Sache: Wir wissen jetzt ganz sicher, dass in Düsseldorf kein Karneval gefeiert wird! Dies hat das "Guinness Buch der Rekorde" ja mit seiner Ablehnung des Eintrages quasi indirekt bestätigt - in Köln wäre die Veranstaltung bestimmt eingetragen worden, denn a) hätten wir uns die Regeln schriftlich geben lassen und b) trinkt man hier ja bekanntlich frisches Kölsch!
Prost und Alaaf!