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"Mit wenigen Mitteln etwas Schönes schaffen - was uns dann im Karneval viel Spaß bereitet," so das Credo von Jacques Tilly (41), Wagenbauer aus Düsseldorf, der in der letzten Session 24 Wagen gestaltete und jetzt während der kommenden InterKarneval, 24. bis 26. Juni 2005, in Köln demonstriert, wie seine Arbeit in Leichtbauweise funktioniert. Mit Maschendraht, Dachlatten, Leim, Blumenpapier und Farben schafft er deftige, aber stets humorvolle Figuren mit aktuellem Bezug für die Rosenmontagszüge. Jacques Tilly schöpft aus einem eindrucksvollen Fundus, wenn er während der InterKarneval Interessierten kostenlos den Blick hinter die Kulissen ermöglicht. In Vorträgen von rund 45 Minuten erläutert Tilly im Juni seine Arbeitstechnik. Eine Handkamera verfolgt seine Handgriffe mit Draht und Holz. Die Zuschauer erleben die Feinarbeit auf einer Großleinwand. An der Info-Theke sind nach den Vorführungen eingehendere Gespräche möglich. Vervollständigt wird die Beteiligung von Tilly durch etliche Skulpturenbeispiele aus seiner Werkstatt, die zum Teil noch vor Ort fertiggestellt werden. Sie verdeutlichen, was der Wagenbauer meint, wenn er vom "deftigen Kommentieren des Zeitgeschehens" spricht.

"Ich liebe Transparenz und will daher den Besuchern in Köln zeigen, wie einfach es ist, solche Figuren zu bauen, wenn man die richtigen Handgriffe kennt und das richtige Material verwendet," erläutert Tilly sein Engagement. Viele Karnevalsgesellschaften könnten sich aufwändige Projekte gar nicht leisten, zumal wenn sie nur ein einziges Mal als Mottowagen in einem Zug mitgeführt würden. "Damit das "Do-it-yourself" auf zufriedene Gesichter stößt, ist Hintergrundwissen von Nöten. Wer in meinen Workshops war, hat es da schon wesentlich leichter", so Tilly.

Tilly misst dem Wagenbau eine hohe Bedeutung und Scharnierfunktion im Hinblick auf gesellschaftliche und politische Debatten zu: "Die öffentliche Institution Karneval muss mutig und ohne Scheu sein, manchmal auch drastisch die Dinge auf den Punkt bringen." Da seien die Wagen ein ideales Kommunikationsmittel mit Breitenwirkung. Tilly versteht den Karneval als "Ventil", um Missstände in Gesellschaft und Politik aufs Korn zu nehmen: "Man muss diese Bühne nutzen. Natürlich bleibe ich weltanschaulich neutral, aber je politischer ein Wagen gerät, um so höher ist sein Aufmerksamkeitswert. Das zeigen die vielfältigen Reaktionen auf meine Bauten in den letzten Jahren. Die Humorlosigkeit ist ja weit verbreitet und gehört aufgespießt," und Tilly blättert schmunzelnd in einem Album mit Zeitungsausschnitten.

Am Anfang eines jeden neuen Karnevalswagens steht der Auftrag. Und der kommt manchmal erst drei Wochen vor Termin, wenn es gilt, auf besondere Ereignisse reagieren zu können. Tilly macht Entwürfe, unter denen der Besteller auswählt. Dann folgt eine maßstabsgetreue Skizze in Farbe, manchmal neben der Seiten- auch eine Rückansicht. "Und auch Sponsorenwünsche werden berücksichtigt, denn auf Sponsoren ist der Rosenmontagszug in hohem Maße angewiesen." Dann legt Tilly selbst Hand an: "Die Bildhauerei ist mein Part, die improvisierten, schnellen Figuren." Aus Dachlatten, Biegeleisten und vorgeschnittenen Maschendrahtstreifen wächst die Figur in ihren Grundzügen. Dann wird das "nackte" Gerüst mit dünnem Papier kaschiert. Beim Trocknen spannt sich das Papier wie eine feine Haut über dem Draht. Tillys Frau Ricarda bemalt die Figur dann mittels Spritzpistole und Pinsel. Gelegentlich wird bei Portraits noch etwas gespachtelt. Dass auch der TÜV ein Auge auf Sicherheit und Standfestigkeit wirft, versteht sich von selbst. Die Figuren sind stabil und werden nicht nur verschraubt, sondern auch mit dickem Bindedraht auf der Pritsche fixiert. "Die sind sturmsicher", merkt Tilly an, "denn es gibt auch manchen stürmischen Rosenmontag."